Vor einigen Jahren fertigte Brigitte Schuster die Originalentwürfe für
Kardamon™. während ihres Studiums zum Master of Design in Type and Media an der Royal Academy of Art in Den Haag in den Niederlanden. Ihr persönliches Interesse an Typografie und Schriftgestaltung hat sich erst im Laufe der Jahre parallel zu ihrer Arbeit im Bereich Grafikdesign entwickelt, aber schließlich beschloss sie, ihre eigene Schrift zu entwerfen. Als Grundlage für die aufrechten Varianten diente ihr die historische Schriften aus dem 16. Jahrhundert von Hendrik van den Keere und Robert Granjon, während sie sich für die Kursivschrift von Giovan Francesco Cresci inspirieren ließ. Sie nahm die Elemente, die ihr besonders gefielen, als Grundlage für die Formen von Cardamon. Außerdem beschloss sie, mit einer Betonung der kantigen Konturen zu experimentieren, um die Lesbarkeit der Font in kleineren Schriftgraden und ihre Individualität in größeren Schriftgraden zu erhöhen. Wie sich jedoch herausstellte, konnte sie den gewünschten Effekt nicht erzielen und beschloss, diesen Ansatz aufzugeben, obwohl Spuren ihres ursprünglichen Konzepts noch in der fertigen Font zu finden sind. Bis zur endgültigen Freigabe Anfang 2015 durchlief Cardamon über einen längeren Zeitraum verschiedene Entwicklungsphasen, in denen neue und zum Teil sehr subtile Änderungen vorgenommen wurden.
Der Einfluss historischer Renaissance-Antiqua ist in den Formen von Cardamon deutlich erkennbar und verbindet sich mit kalligrafischen Elementen des mit einer Breitfeder geschriebenen Textes. Letztere finden sich zum Beispiel in den teilweise eckigen Formen, der leichten Neigung der Zeichen entlang der Bewegungsrichtung der Schrift und den sich etwas verjüngenden Stielen. Zur Lebendigkeit der Cardamon hat Schuster hinzugefügt am die Länge der Serifen leicht variiert. Eine große x-Höhe und großzügige Zählwerke sorgen dafür, dass die Font auch in kleinen Punktgrößen gut lesbar ist.
Designer-Interview
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Brigitte Schuster
Großbuchstaben, die etwas kürzer als die Versalhöhe sind, tragen ebenfalls zur Ästhetik bei. In deutschen Texten, die zwangsläufig reich an Großbuchstaben sind, werden diese dadurch weniger hervorgehoben, was einen angenehmen Lesefluss ermöglicht.
Die kursive Version der Cardamon hat ein ganz anderes Design, das den kalligrafischen Charakter der Font besonders hervorhebt. Die deutlichsten Merkmale der kursiven Version mit ihrer Neigung von 15° sind die Kurven, die mit den Stielen verbunden sind oder von ihnen frei sind. Die Kardamon-Kursivschrift wirkt daher wie eine locker komponierte Handschrift und scheint eher mit einer schmalen als mit einer breiten Feder geschrieben zu sein. Angesichts dieser grundlegenden Formveränderungen fallen die typischen Details einer Kursivschrift wie das geschlossene statt offene "a", das einstöckige "g" und der hinzugefügt am Unterlängenstrich auf dem "f" kaum ins Gewicht.
Cardamon ist in vier fein abgestuften Schnitten von Regular bis Bold erhältlich. Alle Schnitte werden von einer entsprechenden Kursivschrift begleitet und sind mit Kapitälchen, Mediäval- und Linienziffern sowie zahlreichen, zum Teil besonders attraktiven Ligaturen ausgestattet. Außerdem gibt es eine Reihe von Ornamenten.
Cardamon ist zwar eine neutrale, zurückhaltende Antiqua Font , aber als Ganzes betrachtet hat sie einen ausgeprägten und individuellen Charakter. Ihre etwas kantigen Formen geben ihr einen Hauch von vergangener Zeit, der das Erscheinungsbild der sorgfältig gestalteten Kursivschrift perfekt ergänzt. Die durchdachte und gut lesbare Cardamon ist das ideale Werkzeug, um zum Beispiel längere Texte zu setzen oder Editorials zu gestalten. Gleichzeitig sorgt die klare und charakteristische Form der Cardamon dafür, dass sie auch auf Gerätebildschirmen eine gute Figur macht.